Pinnegars Garten: Mit einem Nachwort von Penelope Hobhouse. Roman (Unionsverlag Taschenbücher) by Reginald Arkell

Pinnegars Garten: Mit einem Nachwort von Penelope Hobhouse. Roman (Unionsverlag Taschenbücher) by Reginald Arkell

Autor:Reginald Arkell [Arkell, Reginald]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: England, Garten, Natur, Schenken, Weitere Anlässe & Themen, Natur & Pflanzen, Literarische Belletristik, Belletristik
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


12

 Wenn man nichts Besseres zu tun hat, als herumzusitzen und seinen Erinnerungen nachzuhängen, gibt es nicht viel, was dem Gedächtnis durch die Maschen geht. Doch manchmal fand Old Herbaceous, dass er wichtige Ereignisse einfach vergessen hatte.

So konnte er zum Beispiel den Leuten alles Mögliche über Mrs. Charteris erzählen, welche Haarfarbe sie hatte und wie sie schelmisch aus den Augenwinkeln lächelte, bis jemand sagte: »Aber sie war doch verheiratet, oder? Was hat denn ihr Mann die ganze Zeit getrieben?« Und dann wurde ihm klar, dass er Captain Charteris völlig vergessen hatte, vermutlich weil er so selten im Garten aufgekreuzt war. Captain Charteris war ein großer Pferdenarr gewesen und hatte die meiste Zeit in den Ställen verbracht. Er war bei einem Hindernisrennen gestürzt und gestorben. Seine junge Frau stand auf der Richtertribüne, als es passierte.

»Die arme Mrs. Charteris«, sagten die Leute dann, »ihren Mann auf diese Weise zu verlieren! War sie nicht schrecklich verzweifelt?« Und Old Herbaceous, dem langsam alles wieder dämmerte, antwortete gereizt: »Natürlich war sie das, was hätten Sie denn erwartet?« Und dann klappte er den Mund zu wie ein rostiges altes Taschenmesser, nicht weil er kein Mitleid mit dem unglückseligen Captain gehabt hätte, sondern weil er ihm völlig entfallen war und er das nicht zugeben wollte.

Immerhin war das nun über sechzig Jahre her, und sechzig Jahre sind eine ewig lange Zeit. Wenn man sich an alles erinnern sollte, was den Leuten in den letzten sechzig Jahren zugestoßen war, hatte man viel zu tun. Wie die anderen das wohl fänden, wenn man sie wie aus der Pistole geschossen nach Leuten fragte, die schon tot waren, lange ehe sie überhaupt auf der Welt waren?

Es machte Old Herbaceous über die Maßen grantig, in dieser Weise ausgehorcht zu werden, und es geschah nach einer dieser indiskreten Fragestunden, dass er seinen Spitznamen weghatte, der ihm dann für den Rest seiner Tage erhalten blieb. Ein altes Hinkel, das gerade von Mr. Pinnegars Fenster fortgescheucht worden war, sagte zu ihrer Nachbarin: »Der olle Herbert war heut Morgen aber ganz schön herbitzig.« Sprach die Nachbarin: »Herbitzig? Was meinst du denn damit? Dass er krank ist? Aber von dem Zeug wird man doch nicht krank. Das spritzt man doch aufs Unkraut und wartet drauf, dass es eingeht, oder?«

»Eingehen?«, schnaubte das Opfer. »Höchste Zeit, dass der alte Kerl eingeht. Mein Lebtag ist mir kein so herbitziges altes Scheusal begegnet.«

Old Herbaceous – und eigentlich ist es noch zu früh, ihn so zu nennen – mochte langsam ein bisschen weich im Kopf werden wie die Zähne eines ausgeleierten Zahnrads, aber es gab ein Datum, das er nie vergaß, und das war im Jahr 1913: der Tag, als die große Frühlingsblumenausstellung von Temple Gardens nach Chelsea umzog. Mrs. Charteris wollte die Ausstellung auf dem neuen Gelände sehen, und sie dachte, es sei angebracht, ihren Obergärtner mitzunehmen und ihm damit auch eine kleine Freude zu bereiten. Sie würden in aller Ruhe einen Rundgang machen, eins oder zwei dieser neuen, arbeitssparenden Geräte ordern und Pläne für die kommende Saison besprechen. Pünktlich in Paddington eingetroffen,



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